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Erfahrungsbericht 

P. Cammuso, Wettingen mit VICO

Vico ist ein deutscher Pincher und in Schweden zur Welt gekommen. Die Reise zu uns war für seine 5 Monate, lang und erfahrungsvoll. Leider nicht die Art Erfahrungen, die einen Hund in seiner Prägungsphase sammeln sollte. Er wurde mit ca. 8 Wochen von seiner Hundemama getrennt und nach Deutschland gebracht wo er 2-3 Wochen bei einer Züchterin gelebt hat bevor er nach St. Gallen in die nächste Zucht gekommen ist. Die vielen Wechsel konnten dem kleinen Vico kein Urvertrauen vermitteln. Wir hatten uns entschieden, nach gründlichen Überlegungen, unser Leben mit einem Hund zu bereichern (es war die beste und schönste Entscheidung) und haben im August 2014 die Zuchtstätte besucht…und da war er…unser Vico…aber leider bereits als Zuchtrüde versprochen.

Nun wollten wir den nächsten Wurf abwarten. Aber…man bekommt nicht der Hund den man will, sondern der Hund den man braucht…und so konnte Vico doch nicht vermittelt werden und wir wurden angefragt ob wir Ihn im Zuchtrecht übernehmen würden. Da es Liebe auf ersten Blick war, mussten wir keine Sekunde überlegen…und so hat unser Abenteuer als Hundehalter begonnen.

Nun war die Herausforderung gross und der Wunsch Alles richtig zu machen, noch grösser. Meine Erfahrungen als Hundehalterin beschränkten sich auf das "Spielen" als Kind mit unseren Hunden. Nach dem obligatorischen Besuch der Hundeschule, habe ich mich für Privatstunden entschieden, da ich merkte, dass wir in einer gemischten Gruppe nicht am richtigen Ort waren. Vico und ich, mussten ja alles von Grund auf lernen. Wir haben uns immer besser kennengelernt und wuchsen immer mehr zu einem Team zusammen…und doch…spürte ich Vico's Unsicherheit und Misstrauen, selbst mir gegenüber. Er war immer auf Draht, man musste ihn zur Ruhe zwingen. 

Vico ist von Anfang an stubenrein gewesen und so mehr hat es mich erstaunt, als er ins Haus machte…NUR weil mein Partner übers Wochenende weggefahren ist. Das war ein kleiner Hinweis, dass Vico mit seiner Situation überfordert ist… Danach haben wir uns entschieden ihn in der geschlossenen Hunde Box übernachten zu lassen. Ich hatte meine Mühe…"der arme Hund" in der geschlossenen Box… und doch war es das Beste für Vico. Er musste nicht mehr das ganze Haus und uns bewachen und konnte so endlich nachts schlafen und sich erholen. Aber das war nur ein kleiner winziger Schritt in die richtige Richtung…er war nach wie vor immer "zappelig"…wir sagten uns, es sei halt sein Wesen und Charakter.

Vico's Unsicherheit, die sich als richtiges Angstverhalten zeigte, wurde immer grösser. Als wir ihn kastrierten weil er zu gross für die Zucht war (zu unserem Glück…so gehörte Vico auch rechtlich uns), wurde er nur minim ruhiger. Dafür hatte er immer mehr Angst…praktisch alle Geräusche…sei es ein Zuklappen eines Container, das Vorbeifahren eines Lastwagens, das Quaken von Frösche. Wir haben vieles Versucht, ihn am Strassenrand gefüttert, ihn mit Lärm-CD desensibilisiert, ignoriert, zugeredet…nichts hat wirklich geholfen. Vico hatte einfach nur Panik…Ohren nach hinten gerichtet, Rute unter dem Bauch und zittern...mir tat er einfach leid und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen solle/könne.

Das Schlüssel-Erlebnis hatten wir im Oktober 2016. Wir waren spazieren und da der Rückruf immer besser klappt, war Vico ohne Leine unterwegs. Bei einem Bauernhof, bei dem schon x-Male vorbeigelaufen sind, war ein röhrender Hirsch. Dieses Geräusch war für ihn so schlimm, dass er Richtung Wald weggelaufen ist. Nach kurzer Zeit ist er zurückgekommen und als ich ihn an die Leine nehmen wollte, kam wieder dieses Röhren vom Hirsch…und weg war Vico. Ich habe am Waldrand gewartet im Glaube er komme dann schon wieder. Nach 30 Min – gefühlte 30 Stunden – war immer noch kein Vico in Sicht. Er hat tatsächlich die Flucht ergriffen und nach Hause gefunden obwohl wir diesen Weg nie gelaufen sind. Was alles hätte geschehen können…

Nach diesem Erlebnis wurde mir bewusst, dass ich etwas unternehmen muss damit Vico, Vertrauen zu mir/uns und zur Umwelt bekommt…aber was??? wie??? Google weiss alles…ich suchte im Internet, es sollte nicht eine Hundeschule sein, denn wie wir Vico etwas beibringen soll, wussten wir. Es sollte jemanden sein der Vico's – und / oder mein/unser Verhalten – korrigieren konnte. 

Und so bin ich auf Frau Kohler gestossen…schon beim ersten telefonischen Kontakt, hatte ich das gute Gefühl, dass sie etwas verändern konnte und bei Ihrem ersten Kennenlernen-Besuch wurde das Gefühl bestätigt.

Vico hat sich von seiner "besten" Seiten gezeigt… angesprungen, unruhig, fordernd…der Chef des Hauses.

Die ganze Geschichte mit der Rangordnung im Rudel, kannte ich nur oberflächlich und wusste nicht, dass es für eine Artgerechte Hundehaltung das Allerwichtigste ist. Nun wie sah bei uns die Rangordnung aus? Vico als Rudelführer. Er durfte auf Sofa, in die Küche, forderte Streicheleinheiten, Beschäftigung und unser Besuch wurde schnell zu seinem. Wie überfordert damit er war, hat er ja uns gezeigt. 

Vico brauchte Grenzen, denn nur so kann er sich wohl fühlen. Er muss uns als Hundeführer respektieren, denn nur wer respektiert, vertraut auch. Und Vico musste uns ja nie respektieren also vertraute er uns auch nicht…so einfach ist es…eigentlich. Mit der grossen Unterstützung von Frau Kohler wurden die abgemachten neuen Hausregeln umgesetzt…unter anderem: Kein Blickkontakt, Kein Ansprechen, keine Berührungen.

Die Umstellung musste also bei uns Hundehalter stattfinden. Nicht einfach, vor allem weil Vico sehr oft im Mittelpunkt gestanden ist und nun jetzt ignorieren. Wir sind sehr konsequent auch wenn es sehr schwer fällt. Die ersten Erfolge haben sich in kürzeste Zeit gezeigt. Wir haben unsere Küche zurückerobert, Vico darf nicht in die Küche solange wir uns dort aufhalten. Das haben wir innerhalb eines Abends geschafft. Das Sofa wurde zur "Verbotszone" erklärt, hiermit tut er sich noch ein bisschen Schwer…wir ertappen ihn ab zu wieder auf dem Sofa, aber ein "Blick" oder das Kommando "abe" und er ist vom Sofa weg. Einen festen Platz haben wir ebenfalls zugeteilt und ihm antrainiert, dass er auf Kommando auf seinen Platz muss und bleiben muss. 

Dass es so einfach wäre, habe ich nie gedacht...Frau Kohler meint wir hätten einen "Schoggihund" aber womöglich ist Vico einfach froh, hat jemand die Führung übernommen und ihm die Last abgenommen. Mein grösster bisheriger Erfolg, ist zu spüren, dass Vico gelassener und entspannt ist und freue mich auf jeden weiteren kleinen Schritt in die eingeschlagene Richtung. Vico hat noch nie so viel geschlafen tagsüber wie in den letzten Wochen…endlich kommt der Kleine zur Ruhe. Auch auf dem Spaziergang wurde ich bisher nie wieder mit seiner Angst konfrontiert…er erschrickt ab laute Töne, aber verglichen zu früher kann er sich schneller wieder entspannen.

Ich freue mich enorm mit Frau Kohler diesen Weg zu gehen und zuzusehen wie Vico's Vertrauen wächst und die Umwelt keine Gefahr mehr für ihn darstellt. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Frau Kohler, an Ihre Wertschätzung und für Ihre Motivation.

P.s. Das Hirschgehege, das seit dem "Schlüsselerlebnis" von Vico gemieden wurde (keine Chance ihn am Gehege vorbeilaufen zu lassen), konnte nach nur wenige Tagen als erledigt gebucht werden…ich habe ihn einfach, wortlos aber "SELBSTsicherlich" durch diesen Weg begleitet. So werde ich ihn weiterhin durch das Leben versuchen zu begleiten und freue mich auf das "Endresultat"… einen entspannter Lebensbegleiter auf vier Pfoten…

Frau P. Cammuso mit Vico aus Wettingen

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